Baukindergeld: Wirkt wie erwartet
Seit 19. September 2018 kann das neue Baukindergeld beantragt werden. Mit einer gewissen Spannung war erwartet worden, wie die neue Wohneigentumsförderung für Familien in Anspruch genommen wird. Die dazu von der KfW veröffentlichten Zahlen sind eigentlich völlig unspektakulär. Trotzdem will ich sie an dieser Stelle kurz einordnen, da vieles von dem, was man dazu lesen durfte, alte Vorurteile zu bestätigen versuchte.
Zunächst zu den absoluten Zahlen: Bis einschließlich Dezember 2018 lagen der KfW rund 56.500 Anträge vor. Das entspricht in etwa den erwarteten Größenordnungen, die bei der Schätzung für den fiskalischen Aufwand für das Baukindergeld zugrunde gelegt worden waren. Durchschnittlich 2.700 Neuanträge gehen pro Woche bei der KfW ein. Im Schnitt haben die Antragsteller 1,5 Kinder, wobei fast 90 Prozent der Bauherren und Käufer zu etwa gleichen Anteilen ein oder zwei Kinder haben; der Rest verteilt sich auf Familien mit drei oder mehr Kindern.
Hohe Spreizung bei Baukindergeldquote
Voll im Bereich des Erwarteten liegen auch die Zahlen zur regionalen Verteilung des Baukindergelds. Unsere Experten von LBS Research haben mal die nach Bundesländern aufgeschlüsselten Antragszahlen der KfW herangezogen und sie ins Verhältnis gesetzt zur Zahl der jeweiligen Haushalte mit minderjährigen Kindern. Daraus ergibt sich dann eine „Baukindergeldquote nach Bundesländern“ (siehe Grafik unten), die eine erste Orientierung gibt über die Intensität der Inanspruchnahme der Förderung. Trotz aller Unschärfen auf dieser Aggregationsebene lässt sich gut erkennen, dass das Baukindergeld vor allem dort wirkt, wo Wohneigentum noch erschwinglich ist. In den Großstädten hingegen sind die Preise inzwischen so hoch, dass selbst hohe Zuschüsse nicht ausreichen, um Familien über die Eigenkapitalschwelle zu helfen.
Flächenländer profitieren mehr
Folgerichtig bilden Berlin und Hamburg das Schlusslicht bei der Baukindergeldquote. In der Hauptstadt haben nur 0,24 Prozent der Familien mit Kindern die Föderung beantragt; im Saarland sind es mit 0,92 Prozent fast viermal so viel. Zur Spitzengruppe bei der Baukindergeldquote gehören daneben die Flächenländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg sowie das noch relativ preisgünstige Bremen. Nordrhein-Westfalen ragt aufgrund der höchsten absoluten Fallzahlen heraus. Bezogen auf die Zahl der Haushalte mit Kindern landet es mit einer Quote von 0,7 Prozent nur im Mittelfeld, leicht vor den wirtschaftsstarken und im Trend höherpreisigen Ländern Baden-Württemberg, Hessen und Bayern.
Dass das Baukindergeld die Wohneigentumsbildung vor allem in ländlichen Regionen erleichtert, war ein durchaus gewolltes politisches Ziel. Denn dadurch wird etwas Druck aus den unter der hohen Nachfrage leidenden Großstädten genommen. Jede Familie, die jetzt nicht auch noch oder erst später in die Städte zieht, entlastet dort den Wohnungsmarkt. Insgesamt wird der ländliche Raum gestärkt.
Anträge für Bestandserwerb überwiegen
Die überwiegende Zahl der Anträge, nämlich 85 Prozent, entfällt auf den Erwerb von Bestandsimmobilien. Von interessierter Seite wurde diese Beobachtung genutzt, um dem Baukindergeld eine Fehlsteuerungswirkung zu unterstellen. Tatsächlich war es aber gar nicht anders zu erwarten, als dass Anträge für den Bestandserwerb anfangs stark überwiegen. Warum? Voraussetzung für den Erhalt des Baukindergelds ist beim Neubau die Fertigstellung des Objekts. Förderberechtigt sind seit September 2018 aber nur Objekte, für die seit Januar 2018 eine Baugenehmigung erteilt wurde. Wer schon einmal gebaut hat, weiß, dass es recht sportlich ist, in diesem kurzen Zeitraum ein Einfamilienhaus zu errichten. Für die Beantragung des Baukindergelds beim Bestandserwerb genügt der notarielle Kaufvertrag. Es ist also zu erwarten, dass sich das Verhältnis der Anträge für Neubau und Bestand im Laufe der Zeit normalisieren wird.
Vermögensbildung auch mit Gebrauchtimmobilien
Der Befund, dass das Baukindergeld vermehrt für den Erwerb von Gebrauchtimmobilien beantragt wird, bietet auch keinen Anlass für Grundsatzkritik am Förderinstrument. Denn ganz bewusst hatte sich die Politik dafür entschieden, mit dem Baukindergeld Neubau und Bestandserwerb zu fördern. Zwar ist es richtig, dass zur Entlastung der angespannten Wohnungsmärkte dringend Neubau benötigt wird, auch und gerade im Bereich des selbstgenutzten Wohneigentums, aber richtig ist eben auch, dass es für die Vermögensbildung und Altersvorsorge von Familien unerheblich ist, ob sie neu bauen oder eine Gebrauchtimmobilie erwerben. Die Bildung von Wohneigentum ist generell von ganz entscheidender Bedeutung für die Vermögensbildungsbiographie von Familien. Wer Wohneigentum erwirbt, das zeigen alle einschlägigen Untersuchungen, baut im Laufe seines Lebens ein Vielfaches an Vermögen auf wie Mieterhaushalte mit vergleichbaren Einkommen.
Fazit
Das Baukindergeld wirkt genau wie es erwartet worden war: Mehr auf dem Land, weniger in der Stadt; anfangs mehr im Bestand, später auch beim Neubau. Es hilft jungen Familien, Wohneigentum zu bilden und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Vermögensbildung und eine sichere Altersvorsorge zu schaffen.
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