Wohneigentümer sparen sich reich

Veröffentlicht am 12. Dezember 2016 von Axel Guthmann

Wer genügend Geld verdient, wird im Laufe seines Lebens reich, wer nicht, bleibt eben arm. Wer die Vermögensbildung auf diese einfache Formel bringt, macht es sich zu leicht. Denn tatsächlich ist erfolgreicher Vermögensaufbau nicht allein eine Frage des Einkommens, sondern insbesondere eine Frage der Bereitschaft, für Wohneigentum zu sparen. Eine Untersuchung des Forschungsinstituts empirica in Zusammenarbeit mit unseren Fachleuten von LBS Research hat das ganz klar herausgearbeitet.

Vermögensbildung durch Wohneigentum

Die Forscher haben untersucht, wie sich die Vermögensbildung von Mieter- und Eigentümerhaushalten bei ansonsten vergleichbaren wirtschaftlichen Verhältnissen im Zeitablauf entwickelt. Dabei stellt sich heraus, dass sich beide Gruppen erheblich in Bezug auf ihr Spar- und Konsumverhalten unterscheiden und damit eine unterschiedliche Vermögensbildungsbiographie aufweisen. Im Ergebnis, so die Auswertung der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS 2013*) des Statistischen Bundesamtes, sparen sich Wohneigentümer reich und verfügen am Vorabend ihres Ruhestandes über ein Mehrfaches des Vermögens als Mieter derselben Einkommenskategorie.

Für die Auswertung betrachtet wurden Mieter und Wohneigentümer im Alter zwischen 50 und 59 Jahren mit einem identischen monatlichen Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1.700 und 2.300 Euro. In die Vermögensbilanz fließen Immobilienvermögen (selbstgenutzte und vermietete Immobilien), Geldvermögen (Wertpapiere, Kapitalversicherungen, Bausparverträge und Spareinlagen), aber auch Schulden aus offenen Krediten ein. Laut LBS Research verfügten Wohneigentümer am „Vorabend des Ruhestandes“ unter dem Strich nicht nur über den Wert ihrer Immobilie von durchschnittlich 152.000 Euro (bzw. 121.000 Euro nach Abzug noch nicht getilgter Baukredite), sondern zusätzlich über ein Nettogeldvermögen von 45.000 Euro (nach Abzug von Konsumentenkrediten). Mieterhaushalte derselben Einkommensgruppe hingegen kommen nur auf ein Nettogeldvermögen von durchschnittlich 24.000 Euro. Hinzu kommen 6.000 Euro an Immobilienvermögen, dabei handelt es sich um den Wert vermieteter Objekte. Der geringe Durchschnittswert erklärt sich dadurch, dass nur ein geringer Teil von Mieterhaushalten Immobilien als Kapitalanlage besitzt. Nach Analyse der LBS-Experten bauen in der Gesamtschau Wohneigentümer bis zum 60. Lebensjahr fast sechsmal so viel Vermögen auf wie vergleichbare Mieter (siehe Grafik).

Unterschiede im Konsum- und Sparverhalten

Die Wissenschaftler erklären den riesigen Vorsprung der Eigentümerhaushalte mit unterschiedlichem Konsum- und Sparverhalten. „Wer eigene vier Wände erwirbt, ist offenbar in den ersten 10 bis 15 Jahren weitgehend ‚immun‘ gegen den Reiz größerer Anschaffungen oder Konsumausgaben“, erläutern die Experten von LBS Research. Durch hohe Tilgungsbeiträge bei der Rückzahlung von Wohnungsbaudarlehen findet ein selbst auferlegtes „Zwangssparen“ statt, das sich später auszahlt. Obwohl die laufenden Finanzierungsaufwendungen für das Wohnen bei den Wohneigentümern im Zeitablauf deutlich abnehmen, behalten sie meistens eine hohe Sparneigung bei, so dass sie im Alter neben ihrer größtenteils entschuldeten Immobilie noch zusätzlich ein stattliches Geldvermögen aufweisen.

Deutschland im Vermögensranking schwach

Die Bedeutung der selbstgenutzten Immobilie für die Vermögensbildung wird regelmäßig auch in internationalen Vergleichen deutlich. So zeigte etwa eine Analyse der Bundesbank, dass die Menschen in Ländern mit hohen Wohneigentumsquoten entsprechend höhere Vermögen aufweisen. Deutschland, das mit einer Wohneigentumsquote von 43 Prozent im EU-Vergleich immer noch am Tabellenende liegt, schnitt hingegen schwach ab.

Im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) be­fragt das Statistische Bundesamt alle fünf Jahre private Haushalte zu ihren Einnahmen und Ausgaben, zur Vermögensbildung, zu Aus­stattung mit Gebrauchsgütern und zur Wohnsituation. Die jüngste EVS wurde im Jahr 2013 erhoben.

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